Wie vermeidet man häßliche Zeilenumbrüche?
Das Problem
Gesehen hat sie jeder schon: Unangebrachte Zeilenumbrüche, die das
Erscheinungsbild eines Textes empfindlich stören. Erschreckend häufig trifft man
beispielsweise auf Preisangaben wie 49,90
€ oder physikalische Angaben wie
17,5
min. In französischen Texten (wo es üblich ist, Satzzeichen durch ein
Leerzeichen vom vorigen Wort abzutrennen !) kann es sogar passieren, daß ein
Satzzeichen einsam in einer eigenen Zeile steht
!
Und neulich habe ich sogar gesehen, daß auch irische Namen wie z.B. O’
Rourke dieses
schreckliche Schicksal ereilen kann …
Auch das Fehlen von Zeilenumbrüchen kann sehr häßlich sein, nämlich dann, wenn man einen Text im Blocksatz schreibt. Wenn dabei ein längeres Wort in die nächste Zeile umbricht, können die Wörter in der vorherigen Zeile furchtbar weit auseinander gezogen werden. Dazu muß man nicht einmal die berühmt-berüchtigte »Donaudampfschiffahrtsgesellschaftsverwaltungsabteilung« heranziehen; es genügen bereits normale Wörter wie »Rechtsschutzversicherung« oder »Benutzerhandbuch«, um das Textbild erheblich zu stören, wenn sie ungünstig umbrechen.
Nun aber genug der grauenerregenden Beispiele:
Alle diese Fälle sind vermeidbar!
Bevor wir aber zur »richtigen« Lösung kommen, noch ein kleiner Absatz zu einer Methode,
die ich nicht empfehle:
Es liegt nahe, das letzte der angesprochenen
Phänomene einfach durch das Einfügen normaler Bindestriche zu beheben. Das sieht auf den
ersten Blick gut aus, führt aber zu einer anderen häufig gesehenen Scheußlichkeit, wenn man
später noch etwas am Text oder am Layout verändert: Man riskiert, daß bei dem einen oder
anderen Wort-ungeheuer ein Binde-strich mitten in der Zeile stehen bleibt …
Die Lösung
Die Theorie ist ganz einfach: Man muß eben dem Computer sagen, wo er umbrechen darf und wo nicht. Und damit man ihm das praktisch auch sagen kann, gibt es eine ganze Reihe von Zeichen, die extra für diesen Zweck erfunden wurden:
Zeichen | ANSI | Unicode | HTML | Umbruch | sichtbar |
---|---|---|---|---|---|
Zeilenumbruch | * | * | <br> |
auf jeden Fall | nein |
Leerzeichen (Space) | 32 | U+0032 | Whitespaces | erlaubt | als Abstand |
Bindestrich (Hyphen-Minus) | 45 | U+0045 | - |
erlaubt | ja |
Geschütztes Leerzeichen (No-Break Space) | 160 | U+0160 | |
nein | als Abstand |
Bedingter Trennstrich (Soft Hyphen) | 173 | U+0173 | ­ |
erlaubt | bei Umbruch |
Geschützter Trennstrich (Non-Breaking Hyphen) | — | U+8209 | ‑ |
nein | ja |
* Die Codierung des Zeilenumbruchs ist abhängig vom Betriebssystem.
Die ersten drei in der Tabelle sind die »Normalen«, die jeder kennt und die erscheinen, wenn man die entprechende Taste drückt. Zu den anderen noch ein paar Anmerkungen:
Geschütztes Leerzeichen (No-Break Space)
Das geschützte Leerzeichen sieht genauso aus wie ein normales Leerzeichen, nur erlaubt es keinen Zeilenumbruch – und löst damit das Problem mit den umbrechenden Einheiten (49,90 €, 17,5 min, …) und Satzzeichen (hurra !).
Bedingter Trennstrich (Soft Hyphen)
Den bedingten Trennstrich kann man als Silbentrennungszeichen verstehen; er kennzeichnet die Stelle, an der innerhalb eines Wortes umgebrochen werden darf. Wenn man also bei längeren Wörtern wie »Entsorgungslogistik« an sinnvoller Stelle einen Soft Hyphen setzt (»Entsorgungs¬logistik«, wobei »¬« den Soft Hyphen symbolisiert), ist auch das Problem mit den mangelnden Umbrüchen gelöst. Solange das Wort vollständig in einer Zeile steht, ist der Soft Hyphen unsichtbar; wird das Wort dagegen getrennt, erscheint ein Bindestrich.
Geschützter Trennstrich (Non-Breaking Hyphen)
Obwohl optisch ein ganz normaler Bindestrich, läßt der geschützte Trennstrich
(genauso wie das geschützte Leerzeichen) keine Zeilenumbrüche zu. Dies ist
sinnvoll für Abkürzungen wie UV‑A und UV‑B.
Der geschützte
Trennstrich steht allerdings nur zur Verfügung, wenn das betreffende Programm
Unicode unterstützt; im ANSI-Zeichensatz gibt es ihn nicht. Zudem ist er in den
bekannten Schriftarten wie Times New Roman, Arial, Courier New, Garamond, Tahoma oder
Verdana nicht enthalten (manche Programme können ihn aber trotzdem anzeigen – einfach
mal ausprobieren!).
Der Apostroph
Der ANSI-Zeichensatz kennt nur einen einzigen Apostroph ('), der als Satzzeichen behandelt wird und damit Zeilenumbrüche erlaubt. Im Unicode-Standard dagegen gibt es mehrere, die auch unterschiedliche Eigenschaften haben. Der in diesem Zusammenhang interessante heißt »Spacing Modifier Letter Apostrophe« und ist im Gegensatz zum normalen Apostroph kein Satzzeichen, sondern ein Buchstabe. Allerdings ist auch dieser in den bekannten Schriftarten wie Times New Roman, Arial, Courier New, Garamond, Tahoma oder Verdana nicht enthalten. Wer eine passende Schriftart besitzt, findet ihn in dem Block »Spacing Modifier Letters« mit der Nummer U+700 bzw. kann die entspreche HTML-Entity ʼ verwenden.
In Quivira sind natürlich alle hier erwähnten Zeichen enthalten.
Praktische Anwendung
Textverarbeitungsprogramme haben im allgemeinen einen Menüpunkt, der
das Einfügen von Sonderzeichen erlaubt (z.B. Menü »Einfügen« → »Sonderzeichen« oder
»Symbol«).
Generell ist die
BabelMap
als komfortable Zeichentabelle sehr empfehlenswert; und unter Windows kann auch die
mitgelieferte Zeichentabelle verwendet werden (Start → Programme → Zubehör →
Zeichentabelle).
Die Entwickler von Microsoft Word haben diesen Sonderzeichen besondere Aufmerksamkeit gewidmet: In dem Dialogfenster, das man wie oben beschrieben unter »Einfügen« → »Symbol« findet, gibt es zwei Tabs: Unter »Symbole« findet man wie gewohnt zahlreiche Unicode-Zeichen, unter »Sonderzeichen« dagegen nur ein paar wichtige – unter anderem den geschützten Trennstrich, den bedingten Trennstrich und das geschützte Leerzeichen.
Besonderheiten bei Web-Projekten
Insbesondere beim Erstellen von Web-Projekten würde es sich theoretisch am meisten lohnen,
diese Möglichkeiten intensiv zu nutzen, da man nie weiß, wie groß die Schrift und das
Fenster beim Anwender sind.
Allerdings treten hierbei einige Probleme auf, die die korrekte Umsetzung der
genannten Sonderzeichen betreffen:
- Die drei Standardzeichen sowie das geschützte Leerzeichen (No-Break Space) funktionieren in allen Browsern. Allerdings erlauben manche Browser beim Bindestrich Zeilenumbrüche, andere nicht (laut Unicode sollten sie es tun!).
- Der bedingte Trennstrich wird von Internet Explorer und Opera korrekt verwendet. Die Geckos (Firefox, Mozilla und Netscape) ignorieren ihn einfach, was zu verschmerzen ist. Dummerweise zeigt der Konqueror den Soft Hyphen immer als Bindestrich an – man sollte ihn daher auf jeden Fall vermeiden. Update (19.04.2007): Ich habe den Soft Hyphen kürzlich in einem neuen Browser namens Swift getestet – und er funktioniert einwandfrei. Swift verwendet Apples Webkit Engine, also funktioniert er wohl auch im Safari. Zudem habe ich im SELFHTML Forum gelesen, daß dieser Bug im Konqueror auch schon seit längerem gefixt ist. Man kann den Soft Hyphen nun also problemlos verwenden, da jeder moderne Browser ihn entweder korrekt behandelt oder zumindest keinen störenden Bindestrich innerhalb einer Zeile anzeigt.
- Der geschützte Trennstrich sollte im Web ebenfalls vermieden werden, da er in den gängigen Schriftarten nicht enthalten ist.
Man sollte sich also möglichst vorher anhand seiner Zielgruppe überlegen, ob der Einsatz von Sonderzeichen für das eigene Web-Projekt sinnvoll ist. Wenn man sich dafür entscheidet, ist die BabelMap zum Einfügen mit Abstand am nützlichsten, da sie nicht nur die Zeichen selbst, sondern auch die fertigen HTML-Entitäten zur Verfügung stellt.
Social Bookmarks